China-Shops im Fokus: EU macht Schluss mit zollfreiem Online-Shopping

Das Thema ist mittlerweile in aller Munde: Billigprodukte aus Fernost, oft für wenige Euro, versandkostenfrei nach Hause geliefert, ein Geschäftsmodell, das Online-Plattformen wie Temu, Shein oder AliExpress perfektioniert haben. Möglich gemacht wurde dieser Massenimport bisher durch eine alte Zollregel der EU: Waren mit einem Wert unter 150 Euro konnten bislang zollfrei eingeführt werden. Doch damit soll bald Schluss sein und das hat weitreichende Konsequenzen.

Marktplätze in der Pflicht: Temu, Shein & Co. als Importeure

Die EU plant, den Kontrollaufwand nicht auf die ohnehin überlasteten Zollämter abzuwälzen, sondern die Verantwortung direkt an die Online-Plattformen zu übertragen. Diese sollen künftig als offizielle Importeure agieren, mit konkreten Pflichten:

  • Einfuhrabgaben direkt beim Kauf: Die Abgaben sollen schon beim Bezahlen fällig werden. Der Preis im Warenkorb wird also zum Endpreis ohne versteckte Zollkosten.
  • Mehr Transparenz für Kunden: Keine bösen Überraschungen mehr mit Nachzahlungen beim Paketboten.
  • EU Customs Data Hub: Eine zentrale Datenplattform soll für bessere Kontrolle und schnellere Risikoanalysen bei Produktfälschungen oder Sicherheitsmängeln sorgen.

Faire Bedingungen oder Handelsbarriere?

Die EU verfolgt mit dieser Reform zwei zentrale Ziele:

  1. Wettbewerbsgleichheit: Europäische Händler müssen strenge Steuer-, Sicherheits- und Umweltauflagen einhalten. Dass ausländische Plattformen sich teilweise durch Lücken drücken konnten, war ein massiver Wettbewerbsnachteil.
  2. Verbraucherschutz: Gefälschte Markenprodukte, gefährliche Elektroartikel, Spielzeug ohne CE-Zeichen – all das soll durch klarere Verantwortlichkeiten schwerer in die EU gelangen.

Kritik an China-Shops – aber was ist mit Amazon?

Was bei der ganzen Debatte oft übersehen wird: Viele der Produkte, die wir auf Temu, AliExpress oder Shein finden, tauchen 1:1 auch bei Amazon, eBay oder Wish auf – mitunter allerdings zum doppelten Preis und dennoch oft aus denselben Fabriken in China.

Wer also vorschnell mit dem Finger auf „die bösen China-Shops“ zeigt, übersieht, dass auch westliche Plattformen das gleiche Spiel betreiben, oft sogar mit chinesischen Drittanbietern im Hintergrund. Das Problem liegt also nicht nur in Fernost, sondern auch im System des globalisierten Onlinehandels selbst.

Mit dem geplanten Wegfall der Freigrenze ab 2028 steht uns eine der größten Reformen im E-Commerce seit Jahren bevor. Der Ultra-Billig-Warenfluss wird teurer und transparenter, Plattformen wie Temu werden stärker in die Verantwortung genommen und europäische Händler dürfen auf fairere Wettbewerbsbedingungen hoffen.

Ob das allerdings tatsächlich zu einer nachhaltigeren und gerechteren Handelslandschaft führt, hängt davon ab, wie konsequent die Regeln umgesetzt und alle Akteure, auch westliche, gleich behandelt werden. Denn solange  Amazon & Co. dieselben Produkte vertreiben wie Temu, ist die Kritik an asiatischen Plattformen allein schlicht einseitig.

Zusätzliche Bearbeitungsgebühr ebenfalls möglich

Wie wir Anfang 2025 bereits berichtet haben, plant die EU-Kommission auch eine eventuelle zusätzliche Bearbeitungsgebühr für Direktbestellungen aus China, auch diese dürften sich deutlich auf den Endkundenpreis auswirken, falls es tatsächlich zu dieser Maßnahme kommen wird. Langfristig wird das Online-Shopping im Ausland wohl deutlich teurer für Privatpersonen werden.

 

Was denkst du? Ist die Reform überfällig oder ein überregulierter Eingriff in den freien Handel? Teile uns deine Meinung in den Kommentaren oder in unserer Umfrage mit!



AliExpress führt bereits seit einigen Jahren Einfuhrabgaben ab - doch bald könnte es durch EU-Reformen noch teurer werden. (Symbolbild: Xgadget.de)
Datum:
30.06.2025, 00:29 Uhr
Autor:
Stefan Kröll
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