Nvidia steht offenbar kurz davor, erstmals seine leistungsstarken H200-KI-Chips nach China zu liefern, zumindest einmal auf dem Papier. Wie Branchenkreise verlauten, hat der US-Konzern die chinesischen Kunden darüber informiert, dass Auslieferungen aus vorhandenen Lagerbeständen noch vor Mitte Februar 2026 starten könnten. Geplant ist ein begrenztes Volumen von einigen tausend Modulen, während parallel neue Produktionskapazitäten aufgebaut werden sollen, deren Bestellungen jedoch erst ab 2026 möglich wären.

Entscheidend ist allerdings nicht Nvidia, sondern Peking, da die chinesische Regierung bislang noch keine offizielle Genehmigung für den Kauf der H200 erteilt hat. Damit bleibt der Zeitplan unsicher und stark von politischen Signalen abhängig. Die Chips sind zum Spielball eines größeren Konflikts geworden, in dem technologische Leistungsfähigkeit, nationale Sicherheit und wirtschaftliche Interessen aufeinandertreffen.

Auf US-Seite markiert die kürzliche Exportfreigabe eine Abkehr von der strikten Linie der vergangenen Jahre. Während frühere Beschränkungen vor allem schnelle KI-Beschleuniger betrafen, öffnet sich nun ein begrenztes Fenster, allerdings auch zu hohen Kosten für Nvidia, das einen erheblichen Teil der Umsätze als Sonderabgabe an die US-Regierung abführen müsste. Gleichzeitig bleibt der Zugang zu den modernsten Blackwell-Chips ausschließlich US-Kunden vorbehalten.

China wiederum begegnet den Angeboten aus den USA wenig überraschend mit Skepsis. Frühere, speziell angepasste Modelle wurden abgelehnt, aus Sorge vor eingebauten Einschränkungen oder externer Kontrolle. Entsprechend intensiv wird nun intern diskutiert, ob und unter welchen Bedingungen H200-Käufe akzeptabel wären, etwa gekoppelt an den Einsatz heimischer Chips. Ob es tatsächlich zu Lieferungen kommt, ist daher jetzt eine Frage der Diplomatie.