Löschanfragen an Google steigen deutlich und bergen Zensur-Risiko
Innerhalb nur eines Jahres verarbeitet Google mittlerweile Löschanfragen für rund fünf Milliarden Links – das ist ein neuer Rekordwert und verdeutlicht unter anderem, wie stark die Durchsetzung des Urheberrechts in der Suche mittlerweile eskaliert ist. Was einst als manuelles Verfahren gedacht war, ist inzwischen zu einem automatisierten Massenprozess verkommen, der kaum noch nachvollziehbar kontrolliert werden kann.
Auslöser sind vor allem DMCA-Meldungen, mit denen Rechteinhaber mutmaßlich rechtsverletzende Inhalte aus den Suchergebnissen entfernen lassen. Seit 2011 summieren sich diese Eingriffe auf fast 16 Milliarden URLs, wobei ein erheblicher Teil allein auf das laufende Jahr entfällt. Die schiere Menge – zuletzt mehr als 14 Millionen Anfragen pro Tag – legt nahe, dass weder auf Seiten Googles noch bei den meldenden Organisationen Menschen im klassischen Sinne prüfen, sondern lediglich noch Algorithmen im Akkord entscheiden.
Besonders auffällig ist die Rolle spezialisierter Anti-Piraterie-Dienste wie Link-Busters, die mit automatisierten Meldesystemen Milliarden von URLs beanstanden und dabei extrem hohe Erfolgsquoten erzielen. Dass Google nur einen sehr kleinen Bruchteil der Anfragen ablehnt, wirft zudem Fragen auf – nicht nur zur Qualität der Prüfungen, sondern auch zur Machtkonzentration, die entsteht, wenn wenige Akteure faktisch bestimmen, was auffindbar bleibt und was aus der Suchmaschine verschwindet.
Zwar wird ein Teil der gemeldeten Links gar nicht erst entfernt, weil sie nicht indexiert oder doppelt sind, doch selbst diese landen offenbar auf Sperrlisten für die Zukunft. Damit verschiebt sich die Grenze von der nachträglichen Korrektur hin zur präventiven Ausblendung. Ein System, das im Namen des Urheberrechts massenhaft Inhalte unsichtbar macht, kann allerdings leicht missbraucht werden, etwa um unbequeme Informationen zu verdrängen. Ohne wirksame Kontrolle droht daher eine schleichende Form von Zensur, die kaum noch jemand überblicken kann.
