Humanoider Roboter NEO: 20.000 Dollar für einen ferngesteuerten Traum
Das Robotikunternehmen 1X möchte mit seinem humanoiden Roboter „NEO“ den Alltag revolutionieren. Ab 2026 soll Neo in US-Haushalten Aufgaben wie Staubsaugen, Wäschefalten oder Aufräumen übernehmen, zum Preis von 20.000 US-Dollar oder alternativ 499 Dollar pro Monat. Doch hinter dem futuristischen Versprechen steckt noch viel Handarbeit – im wahrsten Sinne des Wortes.
Zwischen Vision und Wirklichkeit
Neo misst rund 1,65 Meter, wiegt knapp 30 Kilogramm und kann Objekte bis zu 70 Kilogramm heben. Dank seiner feinmotorischen Hände mit 22 Freiheitsgraden pro Hand soll er ähnlich geschickt agieren wie ein Mensch. Seine Elektromotoren, die sogenannten Tendo Drives, ermöglichen besonders sanfte Bewegungen, während sein leises Betriebsgeräusch von nur 22 dB für ein unauffälliges Arbeiten im Haushalt sorgen soll.
Doch was nach Science-Fiction klingt, ist derzeit eher ein Konzept in Arbeit. Zwar besitzt Neo ein integriertes Large Language Model (LLM), mit dem er Gespräche führen und Kontextinformationen behalten kann, doch viele seiner gezeigten Fähigkeiten basieren aktuell auf reiner Teleoperation, sprich – ein menschlicher Operator steuert ihn für die meisten Aufgaben per VR-Brille aus der Ferne.
Kritik an überzogenen Erwartungen
Laut Tech-Kommentator Marques Brownlee, der in seinem Video die Werbeversprechen von 1X analysiert, klafft eine deutliche Lücke zwischen Marketing und Realität. In öffentlichen Demonstrationen seien sämtliche komplexen Handlungen, etwa Geschirrspülen oder Aufräumen, von Menschen ferngesteuert worden. Nur einfache Aufgaben wie das Öffnen einer Tür konnte der Neo-Roboter tatsächlich selbstständig ausführen.
Brownlee sieht darin ein Muster, das viele junge KI-Unternehmen teilen, sie verkaufen den Traum, bevor das Produkt komplett fertig ist. Ähnlich wie bei Teslas Autopilot oder dem gescheiterten Humane AI Pin sollen frühe Käufer durch ihre Nutzung erst die Daten liefern, die das System langfristig intelligenter machen. Käufer würden also zu Beta-Testern, mit allen Risiken, die das mit sich bringt, von Datenschutzfragen bis hin zu Fehlfunktionen im Alltag.
Ein Schritt in die Zukunft, aber mit Vorsicht
Trotz berechtigter Skepsis ist das Ziel von 1X ambitioniert: Ein humanoider Roboter, der sich sicher in Haushalten bewegt, Menschen mit Einschränkungen hilft und Routinearbeiten übernimmt, wäre zweifellos ein Meilenstein. Doch bis Neo wirklich ohne menschliche Hilfe Wäsche faltet oder Pflanzen gießt, dürfte es noch dauern. Frühe Interessenten sollten daher lieber mieten statt kaufen und sich bewusst sein, dass sie Teil eines großen Experiments sind, das die Grenze zwischen technischer Vision und praktischer Realität erst noch überwinden muss. Vorerst soll der Roboter übrigens sowieso nur für amerikanische Kunden erhältlich sein, bis wann das Unternehmen auch Interessenten aus Deutschland beliefern wird ist noch unklar.
