EU schafft die Zollfreigrenze ab: Kleinsendungen werden zollpflichtig
Die EU setzt einen deutlichen Schritt gegen den massiven Zustrom günstiger Kleinsendungen aus Nicht-EU-Ländern: Die bislang gültige Zollfreigrenze von 150 Euro soll komplett fallen. Künftig werden damit selbst Kleinstbestellungen – etwa von Plattformen wie AliExpress oder Temu – ab dem ersten Euro zollpflichtig. Die EU-Minister wollen damit nicht nur Wettbewerbsverzerrungen für europäische Händler eindämmen, sondern auch die Praxis unterbinden, große Lieferungen in viele kleine Pakete aufzuteilen, um Abgaben zu umgehen.
Herzstück der Reform ist eine zentrale digitale Plattform, über die Zolldaten EU-weit erfasst und Abgaben automatisiert berechnet werden sollen. Da dieses System jedoch noch politisch verhandelt wird, ist ein vollständiger Start frühestens 2028 realistisch. Bis dahin planen die Mitgliedstaaten eine Übergangslösung: Bereits ab 2026 soll ein vereinfachtes Verfahren greifen, das die Erhebung von Zöllen auf Kleinsendungen deutlich leichter und einheitlicher machen soll.
Offiziell will die EU damit Wettbewerbsverzerrungen beseitigen und den wachsenden Zustrom kleinteiliger Warensendungen eindämmen. Tatsächlich entsteht jedoch der Eindruck, dass Verbraucher für strukturelle Probleme im globalen Handel zur Kasse gebeten werden. Denn statt gezielt gegen massenhaft falsch deklarierte Sendungen vorzugehen, werden pauschal alle Kleinstbestellungen belastet, unabhängig davon, ob sie korrekt deklariert sind oder nicht.
Während die EU von ökologischen Vorteilen und faireren Wettbewerbsbedingungen spricht, bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Die Reform setzt kaum Anreize für effizientere Kontrollen, bremst aber die Preisvorteile aus, die viele Bürger in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten dringend nutzen. Unterm Strich dürfte die Abschaffung der Freigrenze daher weniger ein Fortschritt für den Binnenmarkt sein und mehr ein Nachteil für Millionen von Verbrauchern.
