Auf der Computex in Taiwan schlug Festplattenhersteller Seagate Alarm: Der durch KI getriebene Speicherbedarf in Rechenzentren wächst schneller als die Branche derzeit liefern kann. Laut einer IDC-Prognose soll sich der weltweite Bedarf an Speicherplatz von 2023 bis 2028 verdreifachen – auf beeindruckende 394 Zettabyte. Zum Vergleich: 2020 lag das Datenvolumen noch bei „nur“ 72 Zettabyte.

Seagate, Toshiba und Western Digital – die drei großen Hersteller von Rechenzentrumsfestplatten – bringen aktuell jährlich nur ein bis zwei Zettabyte an Speicherkapazität auf den Markt. Auch wenn Seagate mit HAMR-Technik (Heat-Assisted Magnetic Recording) an 50-TByte-Platten bis 2028 arbeitet, reicht das bei Weitem nicht aus. Besonders generative KI verschärft die Lage, wie Seagate am Beispiel von KI-generierten Musikvideos aufzeigt: Ein einzelnes Musikvideo kann schnell mehrere Hundert Megabyte Speicher verschlingen.

Mehr Recycling, weniger Schreddern

Eine Lösung sieht Seagate in der Wiederverwertung alter Laufwerke. Rund 200 Millionen Festplatten werden jährlich aus Sicherheitsgründen geschreddert. Neue Verschlüsselungsstandards sollen künftig ermöglichen, nur die Schlüssel auf den Laufwerken sicher zu löschen und nicht das ganze Laufwerk zu vernichten. Damit ließe sich nicht nur e-Waste reduzieren, sondern auch wertvolle Materialien und Kapazitäten zurückgewinnen.

Kennzeichnung als Neuware bleibt Thema

In diesem Zusammenhang muss auch auf ein Problem hingewiesen werden, das kürzlich bereits Thema auf unserem Blog war: die unzureichende Kennzeichnung wiederaufbereiteter Festplatten als Neuware. Offenbar gelangen über automatisierte Einkaufssysteme gebrauchte Laufwerke in den Handel, ohne als solche deklariert zu sein, mitunter auch bei bekannten Anbietern. Seagate untersucht diese Fälle derzeit, hat aber noch keine abschließende Erklärung geliefert.