Das Landgericht München hat entschieden und OpenAI darf deshalb keine Songtexte mehr von Künstlern wie Helene Fischer, Herbert Grönemeyer oder Reinhard Mey zum Training seiner KI-Modelle verwenden. Die GEMA hatte nämlich geklagt und gegen den ChatGPT-Betreiber gewonnen. Damit feiert die Verwertungsgesellschaft einen juristischen Erfolg, doch ob dieser auch ein Fortschritt für Kunst und Innovation ist, bleibt fraglich.

Denn was hier geschützt werden soll, ist letztlich nicht die Musik selbst, sondern die Aneinanderreihung von Worten, also Songtexte, die längst im öffentlichen Bewusstsein zirkulieren, tausendfach zitiert und kopiert. Dass eine KI diese Texte analysiert, um Sprache zu verstehen, ist kaum mit einer klassischen Vervielfältigung gleichzusetzen. Trotzdem pocht die GEMA auf Lizenzzahlungen und exklusive Rechte, ein System, das zunehmend anachronistisch wirkt in einer Zeit, in der Kreativität auf Austausch und Datenvielfalt basiert.

Statt sich einer offenen Debatte über neue Formen geistigen Eigentums zu stellen, verteidigt die GEMA ein Modell, das eher Besitzstandswahrung als Kulturförderung betreibt. Wenn jedes Textfragment unter Urheberrecht fällt, dann wird Fortschritt zur juristischen Grauzone. Dass ausgerechnet eine Organisation, die vorgibt, Künstler zu schützen, damit faktisch den Zugang zu Wissen und Sprache blockiert, ist ein Widerspruch, über den man ernsthaft reden sollte.

Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig und es bleibt zu hoffen, dass die nächste Instanz mehr Weitsicht zeigt. Denn Kunst und Technologie schließen sich nicht aus. Aber ein Urheberrecht, das zur Bremse jeder Innovation wird, gefährdet genau das, was es eigentlich bewahren will, kulturelle Vielfalt und kreative Freiheit.