AliExpress mit Versandeinschränkungen nach Deutschland

Solltet ihr in der letzten Zeit einige Probleme beim Bestellen von AliExpress-Produkten haben, so seid ihr damit nicht alleine. Etliche Waren werden euch zwar noch in der Suche angezeigt, auf die jeweilige Produktseite gelangt ihr dagegen nicht mehr – auch zuvor in den Warenkorb abgelegte Produkte fehlen. Doch warum ist das so? Wir sind diesem Grund nachgegangen.

Wie äußert sich das Problem?

Wie bereits oben ausgeführt, tritt das Problem nicht bei allen sondern nur bei einigen Artikeln auf (je nach Produktkategorie sind etwa 10 bis 30 Prozent des Angebots betroffen).  Sobald ihr bei AliExpress nach Produkten sucht und auf die jeweilige Produktseite wechseln wollt, kommt nun meistens eine „Diese Seite ist leider nicht verfügbar.“-Fehlerseite:

Warum ist das so?

Offenbar musste AliExpress den strengeren Steuergesetzen in Deutschland nachkommen und sperrt ab sofort einige chinesische Händler aus, die diesen neuen Verpflichtungen nur unzureichend nachkommen.

„Wir beenden die illegale Praxis mancher Händler auf elektronischen Marktplätzen, die Umsatzsteuer hinterziehen und sich dadurch unlautere Wettbewerbsvorteile verschaffen“, sagte Finanzminister Scholz der Deutschen Presse-Agentur im Sommer 2018.

Damit haften ab 2019 alle Online-Marktplätze wie eBay, Amazon oder AliExpress auch für die Umsatzsteuer ihrer jeweiligen Händler. AliExpress verlangt daher seit kurzem zusätzliche Nachweispflichten und eventuell auch eine entsprechende Steuernummer von den chinesischen Händlern – dort haben jedoch nicht alle ein Interesse daran und verzichten lieber auf den Handel mit deutschen Kunden komplett.

Nur Deutschland ist betroffen

Interessant ist dabei auch, dass nur deutsche Kunden von dieser Regelung betroffen sind. Sobald ihr in der Länderauswahl auf ein anderes EU-Land wechselt, wird euch das spezifische Produkt problemlos dargestellt und es lässt sich auch in den Warenkorb legen. Eine Bezahlung ist dagegen wiederum nicht möglich, da eure Lieferadresse ja weiterhin in Deutschland liegt.

Abhilfe nicht in Sicht

Für die Zukunft können deutsche Kunden also nur hoffen, dass mehr chinesische Händler auch bereit sein werden die Umsatzsteuer korrekt abzuführen, sodass AliExpress diese wieder für den Deutschland-Handel freischalten kann.

Eventuell habt ihr auch die Möglichkeit auf nähere Bekannte innerhalb der EU-Nachbarschaft zurückzugreifen und entsprechend dort eure Pakete hinsenden zu lassen. Eine wirklich bequeme Lösung ist dies leider allerdings auch nicht.

Update: Mittlerweile scheinen nur noch wenige Angebote von dieser Einschränkung betroffen zu sein.

Update 2022

Seit Sommer 2022 scheinen wieder mehrere Produkte nicht mehr auf AliExpress handelbar zu sein, dies geht auch aus unserer unteren Kommentarsektion hervor. Hauptsächlich scheinen klassische China-Fake-Produkte von dem Handelsausschluss betroffen zu sein. So konnten wir etwa nachvollziehen, dass Fake-Produkte des Audiosystem-Herstellers „JBL“ nicht mehr auf AliExpress gelistet werden und bereits vorgemerkte Produkte aus dem Warenkorb verschwunden sind. Ähnlich wie Amazon und eBay scheint der chinesische Marktplatz also zumindest hierzulande in Europa gegen Produktfälschungen vorgehen zu wollen.

Interessant hierbei: Wer über die Landesauswahl der AliExpress-Homepage Russland auswählt kann diese Fake’s problemlos bestellen – allerdings benötigt ihr dann natürlich eine russische Lieferadresse… .

Da Anfang Juli 2022 in Europa der „Digital Services Act“ verabschiedet wurde, müssen große Marktplätze wie Amazon, eBay und wohl auch AliExpress gegen den Verkauf von gefälschten Waren vorgehen.



(Bild: AliExpress)
Datum:
22.04.2019, 00:48 Uhr
Aktualisiert:
06.07.2022, 00:20 Uhr
Autor:
Stefan Kröll
Comments:
Kommentare

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10 Comments zu "AliExpress mit Versandeinschränkungen nach Deutschland"

  1. Tandor sagt:

    Interessant, und wahrscheinlich hat es wohl damit zu tun. Aber ganz verstehen tue ich es dennoch nicht.
    Sollte diese neue Regelung nicht nur für Sendungen aus dem EU Raum gelten?
    Für Sendungen von ausserhalb der EU ist doch der Importeur für Zoll und Einfuhrumsatzsteuer zuständig. Und das ist eben der Empfänger der Sendung und nicht der Absender.
    Wie kann den der Zoll erkennen das der chinesische Händler bereits Unsatzsteuer gezahlt hat, bzw. wie kann der Empfänger das nachweisen.

    Für mich macht das bei Sendungen die von ausserhalb der EU versendet werden nach wie vor keinen Sinn.

    1. Fred sagt:

      Wahrscheinlich handhaben die das nur für chinesische Händler so, da ja die Zolltrottel in FFM mit der täglichen Paketflut aus China schon lange überfordert sind…

  2. Domi sagt:

    Aktuell können auch etliche Artikel nicht mehr nach Deutschland verschickt werden! Ware die man im Einkaufswagen hat verschwindet plötzlich und wird nur noch ausgegraut angezeigt, klickt man dann darauf kommt die Meldung das diese Ware nicht mehr nach Deutschland geschickt werden kann. Ich habe schon manche Verkäufer angeschrieben was da los ist aber scheinbar wissen die auch nichts darüber. Echt sehr merkwürdig das Ganze.

  3. Shadow sagt:

    Heute Bestellung ausgelöst musste stornieren weil angeblich die eine Farbe aus war die andere gab’s aber noch. Also musste ich beide stornieren und sollte dann den einen nach bestellen. Überraschung auf einmal bin ich auch nicht mehr an das Produkt gekommen. Nicht lieferbar nach Deutschland shop Besitzer meinte nur das es an aliexpress system liegt und er aktuell nichts machen kann.
    Seit Anfang Juni merk ich das massiv sachen verschwinden aus aliexpress ob es wegen krieg vielleicht sogar ist wer weiß.

    1. Jan sagt:

      Vermutlich hast Du spezielle Artikel bestellen wollen? Also mit Logo usw., die sind alle verschwunden. Besonders bekannte Shops haben selber bei AE angefragt und werden nicht freigegeben, somit hat das mit den Steuern nur vordergründig zu tun, der Fake Handel wird radikal trocken gelegt.

  4. Jan sagt:

    Hallo, Stand 2.07.22 sind mittlerweile alle europäischen Länder, die Schweiz und die USA betroffen. Der Workarround über Freunde in Nachbarländern funktioniert somit nicht. In der direkten Kommunikation mit manchen Händler ist ein Warenbezug angeblich noch möglich, jedoch spezielle und teuere Artikel nicht mehr. Ich vermute, man legt hiermit auch den intensiven Fakehandel lahm.

    1. Stefan sagt:

      Danke für deinen Kommentar, ja dieses Vorgehen können wir mittlerweile bestätigen.

      Sämtliche potentielle Produktfälschungen scheinen nicht mehr im AliExpress Shop angezeigt zu werden, sobald Deutschland oder ein anderes westliches Industrieland ausgewählt wird.

      Wer dagegen über die Landeseinstellungen „Russland“ wählt bekommt diese spezifischen Fake-Produkte weiterhin angezeigt und könnte diese bestellen. Scheitert dann natürlich an der Lieferadresse.

      Wir haben den oberen Artikel nun dementsprechend um diese Informationen aktualisiert.

      1. Stefan sagt:

        Dürfte vermutlich auch mit dem neu verabschiedeten „Digital Services Act“ zusammenhängen. Hierbei müssen große Handelsplattformen gegen gefälschte und somit illegale Produkte vorgehen, ansonsten drohen große Strafen (bis zu sechs Prozent ihres weltweiten Umsatzes).

        (wurde im Artikel ergänzt)

        1. Tugba Duran sagt:

          Hallo, ich möchte No Name Ware Bestellen (kein Fake keine Logos) und sogar das klappt nicht. Weder auf Alibaba noch auf Aliexpress. Es betrifft in meinem Fall nur einen Lieferanten, dennoch hat das große Auswirkungen.

          1. Stefan sagt:

            Für weitere Handelseinschränkungen könnte auch die EU-Verpackungsrichtlinie verantwortlich sein. Da jedes EU-Land jetzt eigene Regeln und Registrierungspflichten für ausländische Verkäufer eingeführt hat verzichten manche Händler nun einfach komplett auf das Europa-Geschäft. Weitere Infos diesbezüglich hier: https://www.xgadget.de/news/aliexpress-liefert-nicht-mehr-nach-oesterreich/ (Betrifft alle EU-Länder, nicht nur Österreich – nur dort ist die Regelung noch schlimmer als für Deutschland).

            Warum man sich da europaweit nicht auf eine Regelung einigen konnte steht wieder mal in den Sternen… – gerade das sollte ja der Sinn einer europäischen Gemeinschaft sein.

            Somit mal wieder nicht Händler- und Verbraucherfreundlich.

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